Presse zu Ariadne-Buch
"Ich habe in meinen Augen den schönsten Job der Welt", sagt Literaturagentin Christine Proske. Sie will Geschichten von starken Frauen bekannt machen. (Foto: Catherina Hess)
Warum sich internationale Filmfirmen für die Geschichten einer Münchner Literaturagentin interessieren.
Sehr wenige deutsche Bücher schaffen es, in Amerika verfilmt zu werden. Christine Proske ist das gelungen: Mit der Geschichte einer jungen Frau, die als Einzige einen Flugzeugabsturz überlebte.
Interview von Gerhard Fischer
Christine Proske ist Literaturagentin. Sie hat Bücher mit Liselotte und Hans Jochen Vogel gemacht, mit Iris Berben und mit vielen starken Frauen. Und nun hat Proske, 55, einen Bestseller nach Hollywood verkauft: die Geschichte eines Mädchens, das einen Sturz aus etwa 3000 Metern überlebte.
SZ: Sie haben die Filmrechte des Buchs "Als ich vom Himmel fiel" nach Hollywood verkauft . . .
Christine Proske: . . . das ist ein schöner Erfolg, da es nur sehr wenige deutsche Bücher bisher geschafft haben, in Hollywood verfilmt zu werden.
"Als ich vom Himmel fiel" erzählt die Geschichte einer 17-jährigen Deutschen, die am 24. Dezember 1971 als Einzige einen Flugzeugabsturz überlebte und nach elf Tagen im peruanischen Dschungel gerettet wurde.
Juliane Koepcke war damals mit ihrer Mutter auf dem Flug von Lima nach Pucallpa, das im Osten von Peru liegt. Ihre Eltern, die beide Biologen waren, hatten dort im Regenwald eine Forschungsstation. Das Flugzeug stürzte ab.
Warum?
Es gab ein schweres Gewitter, und das Flugzeug wurde von einem Blitz getroffen.
Juliane Koepcke stürzte aus 3000 Metern ab - und überlebte.
Sie wurde zusammen mit ihrem Sitz aus dem Flugzeug geschleudert, der Gurt hatte gehalten. Eine der Theorien zu ihrem Überleben ist, dass der Sitz wohl wie ein Propeller oder Fallschirm gewirkt hat und ebenso wie die Bäume des Dschungels den Absturz bremste.
Wie schwer war sie verletzt?
Als sie auf dem Boden aufwachte, lag sie unter ihrem Sitz. Sie hatte zwei Fleischwunden, ein gebrochenes Schlüsselbein, ihre Brille und einen Schuh verloren. Und dann ist sie losgewandert. Ihre Eltern hatten sie als Kind gelehrt, dass man im Dschungel nach Bächen oder Flüssen suchen und diesen folgen sollte. Das sei die sicherste Möglichkeit, irgendwann auf eine menschliche Siedlung zu stoßen.
Aber sie stieß erst mal auf Teile des Flugzeugs.
Ja, nach einigen Tagen fand Juliane Koepcke tatsächlich Wrackteile des abgestürzten Flugzeugs.
Hat sie auch Leichen gesehen? Ihre Mutter, die im Flugzeug neben ihr saß, hat den Absturz nicht überlebt.
Nein. Nur die Wrackteile. Sie ist dann weitergewandert, um einen Wasserlauf zu finden. Am Himmel hörte sie die Suchflugzeuge, die nach dem Absturz losgeschickt worden waren. Aber diese sahen natürlich einen einzigen kleinen Menschen im Urwald nicht.
Wovon hat sie sich in dieser Zeit ernährt?
Sie hat gar nichts gegessen. Ihre Eltern hatten ihr beigebracht, dass man im Dschungel nichts essen solle, weil man nie weiß, was giftig ist und was nicht. Juliane Koepcke hatte nur ein paar Bonbons dabei. Wasser hat sie aus dem Fluss getrunken. Sie ist insgesamt elf Tage ohne Nahrung gewandert oder hat sich im Fluss treiben lassen.
War das nicht sehr gefährlich?
Auch das hatten ihr die Eltern beigebracht: Die dortigen Kaimane greifen Menschen eigentlich nicht an, und wenn, dann nur, wenn man sich am Ufer befindet.
Wie wurde sie schließlich gefunden?
Nach elf Tagen fand sie einen Unterstand. Dort hat sie sich hineingelegt und wurde schließlich von drei Holzfällern entdeckt.
Wie sind Sie als Agentin auf die Geschichte aufmerksam geworden?
Juliane Diller, wie sie heute heißt, war 2009 bei Markus Lanz. Ich habe die Talkshow gesehen und dachte, diese Geschichte muss als Buch erzählt werden. Ich habe mich mit Frau Diller getroffen und bin sehr glücklich, dass ich sie überzeugen konnte, mit mir zu arbeiten.
Sie mussten sie erst überzeugen?
Ja. Frau Diller ist ein sehr bescheidener Mensch und wollte keinen Rummel um ihre Person. Als sie 1971 im Dschungel gefunden wurde, erlangte sie in Peru über Nacht sehr große Bekanntheit. Reporter haben sie auf Schritt und Tritt verfolgt. Ihr Vater hat sie aufgrund des hohen Medieninteresses sogar nach Deutschland zurückgeschickt, um sie aus dem Fokus zu nehmen.
Das Buch erschien 2011 in Deutschland und landete gleich auf der Spiegel-Bestsellerliste.
Es war mehrere Wochen auf Platz eins. Frau Diller hat es zusammen mit Beate Rygiert geschrieben, und es erschien in Deutschland und in neun weiteren Ländern, unter anderem wurde es in England und in den USA publiziert.
Wie kamen Sie zu den Kontakten nach Hollywood?
Mir war schon länger aufgefallen, dass man sich dort verstärkt den "True Stories", also wahren Geschichten zuwandte. Und gleichzeitig fordern die Schauspielerinnen mehr und stärkere weibliche Hauptrollen. Ich dachte, das kann ich liefern. Ich habe ein Treatment aus der englischen Ausgabe geschrieben und an 30 Produktionsfirmen in Hollywood, Großbritannien und Deutschland geschickt.
Wie war die Resonanz?
Das Echo war überwältigend. Jeder wollte es haben, und es haben sich auch noch weitere Produktionsfirmen gemeldet, die ich gar nicht angeschrieben hatte. Selbst heute meldet sich noch eine Firma pro Monat und fragt nach, ob die Rechte noch frei sind.
Den Zuschlag bekam dann die Produktionsfirma "Happily Ever After Films".
Stan Brooks von "Happily Ever After Films" ist seit langem auf "True Stories" spezialisiert und hat Frau Diller und mich überzeugt - ich hatte viele Produzenten bei mir in der Agentur zu Gast, habe nach diesen Gesprächen eine Vorauswahl getroffen und schließlich eine Auktion veranstaltet. "Happily Ever After Films" erwarb 2013 die Option auf Frau Koepckes Buch.
Diese gibt der Produktionsfirma das exklusive Recht, an der Realisierung des Filmprojekts zu arbeiten. Nun hieß es warten, denn nach Abschluss einer Option dauert es zwischen drei und sieben Jahren, bis mit der Verfilmung begonnen wird. Zunächst wird das Drehbuch geschrieben, dann die richtige Schauspielerin ausgewählt und die Finanzierung ist natürlich ein entscheidender Teil des Gesamtpakets.
Die Hauptrolle übernimmt die "Game of Thrones"-Darstellerin Sophie Turner.
Es ist eine grandiose Rolle für eine Schauspielerin, und Sophie Turner ist ein großer Gewinn für den Film, da sie nicht nur Juliane Koepcke spielen, sondern den Film auch als Produzentin betreuen wird.
Wie ist der Stand heute?
Im Moment werden die letzten Rollen besetzt und die Finanzierung wird finalisiert. Die Dreharbeiten sind für 2018 geplant. Wenn alles gut läuft, soll dieser Film zur Berlinale 2019 starten.
Christine Proske steht auf und kommt mit drei anderen Büchern an den Tisch zurück.
"Als ich vom Himmel fiel" ist nur eines von vier Büchern aus meiner Agentur, deren Filmrechte ich erfolgreich vermittelt habe. Diese drei hier sind ebenfalls optioniert: eines in Deutschland, eines in London und ein weiteres wieder in Hollywood. Und neben Kinofilmen arbeite ich gerade mit einigen internationalen Produktionsfirmen daran, Fernsehserien aus einigen Büchern meiner Agentur zu machen.
Welches der drei Bücher soll ebenfalls in Hollywood verfilmt werden?
"Das Mädchen, das den IS besiegte" von Farida Khalaf und Andrea C. Hoffmann. Farida ist eines der jesidischen Mädchen, deren Dorf vom IS ausgelöscht wurde. Die Männer wurden alle getötet, die Frauen und Mädchen als Sex-Sklavinnen verkauft. Farida ist eine unglaublich starke junge Frau, sie hat sich ihrem Schicksal nicht gebeugt, sondern aktiv die Flucht für sich und fünf weitere Mädchen organisiert.
Als ich im Sommer 2014 vom Schicksal der Jesiden las, wusste ich sofort, dass ich ein Buch mit einer dieser jungen Frauen machen würde. Das Buch entstand noch in der Zeit, als Farida im Flüchtlingscamp in nordirakischen Dohuk war. Mittlerweile lebt sie in Deutschland.
Eine dramatische Geschichte. Ebenso wie die meiner Autorin Neda Soltani, deren Buch "Mein gestohlenes Gesicht" von einer Londoner Produktionsfirma optioniert wurde; oder auch das Buch "Freiheit für Raif Badawi" von Ensaf Haidar, der Frau des Bloggers Raif Badawi, der in Saudi-Arabien ausgepeitscht wurde und noch immer im Gefängnis sitzt. Ohne das Engagement von Ensaf Haidar für ihren Mann würde hier bei uns niemand von Raif Badawi wissen.
Juliane Diller, Farida Khalaf, Neda Soltani, Ensaf Haidar sind Frauen.
Der Schwerpunkt meiner Arbeit besteht darin, die Geschichten von starken Frauen bekannt zu machen. Frauen, die durch besondere Umstände gezwungen wurden, über sich selbst hinaus zu wachsen. Sie sind uns allen echte Vorbilder und Inspiration. Dass ich mit meiner Agentur dazu beitragen kann, sie bekannt zu machen, empfinde ich als sehr sinnstiftend.
Das klingt gut. (lacht) Ich habe in meinen Augen den schönsten Job der Welt. Außerdem muss man auch sagen, dass mein Engagement hier auf einen Trend trifft: Geschichten von Frauen, die Außergewöhnliches leisten, verkaufen sich momentan sehr gut - denken Sie an die Oscar-Nominierungen für den Film "Hidden Figures - Unbekannte Heldinnen", in dem drei schwarze Mathematikerinnen an einem Nasa-Programm mitarbeiten, aber erst mal gegen Rassismus und die Diskriminierung von Frauen generell kämpfen müssen.
Ihre Bücher haben alle auch eine deutliche politische Dimension. Das Engagement für Frauen ist an sich schon politisch, und jedes der Schicksale hat eine politische Dimension. Juliane Koepckes Absturz führte dazu, dass die Vorgaben für Fluglinien in Peru strenger wurden, Ensaf Haidar kämpft für Meinungsfreiheit in Saudi-Arabien und für die Freilassung ihres Mannes, Neda Soltanis Geschichte zeigt die Situation der Menschen im Iran. Und wer "Das Mädchen, das den IS besiegt" gelesen hat, kann sich in Europa der Aufnahme von Flüchtlingen aus Kriegsgebieten nicht mehr guten Gewissens verschließen.
[Komplettes Interview lesen]An populären Sachbüchern besteht kein Mangel. Zu jedem die Welt oder die Gemüter bewegenden Thema scheint es den passenden Titel zu geben - ob es sich nun um Biographien über gescheiterte amerikanische Präsidentschaftsbewerber, Diätratgeber, Reiseberichte oder Leitfäden zur Globalisierung handelt. Wer liest das eigentlich alles, möchte man sich fragen. Oder vielleicht eher noch: Wer schreibt das alles? Christine Proske hat die Suche nach Autoren zu ihrem Beruf gemacht. Vor zehn Jahren gründete sie ihr eigenes Unternehmen, um ihre zahlreichen Einfälle für Buchprojekte zu verwerten, die sie nicht alle selbst bearbeiten konnte. So machte sie die Doppelstrategie zu ihrem Beruf, Themen an Autoren und Autoren an Verlage zu vermitteln: Jedem Topf seinen Buchdeckel. "Ariadne Buch" in München ist keine klassische Autorenagentur, die Verfasser von Sachbüchern fest unter Vertrag hat. Proske legt sich grundsätzlich nur für ein Werk fest. Die neuen Autoren, die oft nicht einmal eine Ahnung haben, welcher Verlag sich für ihr Thema interessieren könnte, werden von ihr an das passende Haus vermittelt. Den dreißig Verlagen, mit denen sie zusammenarbeitet, bietet sie eine umfassende Betreuung des jeweiligen Projekts, von der Suche nach Themen und Autoren bis zum Lektorat. Auf mehr als zweihundert Autoren hat die neununddreißig Jahre alte Unternehmerin es auf diese Weise inzwischen gebracht. Die Grundlage ihrer späteren Agentur legte sie indes schon während des Studiums: Ihren ersten großen Auftrag erhielt sie vom Heyne-Verlag, dessen Reihe "Stichwort" sie neun Jahre lang betreute, bis sie 1999 eingestellt wurde, und die zur Keimzelle ihrer Selbständigkeit wurde. Nach zehnjähriger Auseinandersetzung mit dem Sachbuchmarkt meint die Germanistin nun aus der Retrospektive Phasen unterscheiden zu können, in denen bestimmte Fragen die Publikationen bestimmten. Auf eine eher durch politische Fragen dominierte Zeit nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums folgte eine stärkere Beschäftigung mit esoterischen Themen, die ihrerseits von der Börsen-Euphorie der letzten Jahre abgelöst wurde. Seit der Zeitenwende des 11. September sind es wieder politische Buchstoffe, mit denen Proske es vor allem zu tun hat. In Zukunft werden es ihrer Ansicht nach besonders ethisch-moralische Themen sein, die die Leser bewegen. Daß das Internet das populäre Sachbuch überflüssig machen wird, erwartet sie nicht. Aber natürlich werde es einen Teil des Marktes übernehmen. Selbst arbeitet sie freilich schon daran, auch Themen für Kunden im Internet zu präsentieren. Vor allem plant sie für die Zukunft, Autoren für Fernsehdrehbücher zu vermitteln und die Entstehung von Büchern zu Serien zu betreuen. Das Wissen, das sie mit ihrer Tätigkeit erworben hat, gibt sie als Dozentin für Buchwissenschaften an der Universität München weiter. So kann die akademische Lehre unmittelbar praktisch werden: Auch einigen ihrer Studenten ist es schon gelungen, Buchideen zu entwickeln und an den Mann zu bringen. Bleibt nur die Frage nach der merkwürdigen Namensgebung ihrer Firma: Denn obwohl Christine Proske die Fäden fest in der Hand hat, ist wohl keiner darunter, der eine Abkürzung durch das Labyrinth der Neuerscheinungen weist.
[Kompletten Artikel lesen]Ganz nah am Puls der Zeit muss Christine Proske, Leiterin der Ariadne-Buch in München, sein. Sie spürt Trends und Themen auf und macht im Auftrag von Verlagen und branchenfremden Unternehmen Bücher, die Erfolg versprechen.
"Die neuen Medien werden das Buch nicht ersetzen oder verdrängen, sondern sinnvoll ergänzen", sagt Christine Proske, Leiterin der Ariadne-Buch in der Münchner Rumfordstraße. Hier dreht sich alles um das Buch. Vor zehn Jahren gründete Proske die Ariadne-Buchkonzeption - ein One-woman-Unternehmen. Heute beschäftigt sie sieben Angestellte - alles Frauen übrigens -, 20 freie Mitarbeiter und arbeitet mit mehr als 200 Autoren zusammen. Der Erfolg gründet auf einer Idee, die in Deutschland mehr und mehr Nachahmer findet: Die Agentur bietet ausgesuchten Verlagen innovative Sachbuchthemen und einen Rundum-Service an: von der Themenfindung über die Suche und Betreuung der Autoren und Grafiker, dem Lektorieren und Korrigieren bis hin zur fertigen Druckvorlage, die beim Verlag abgeliefert wird. Den Unterschied zur üblichen Praxis, bei der Autoren sich mit einem Buchprojekt direkt an die Verlage wenden, erklärt Proske so: "Ein Autor hat ein Sendungsbewusstsein, möchte sein Thema an den Mann bringen. Wir hingegen haben den Themenmarkt bereits sondiert und suchen zudem ein optimales Verlagsumfeld." 400 Titel zu allen nur denkbaren Themen sind mittlerweile bei 30 Verlagen im Programm. Ihre berufliche Basis schuf sich die Unternehmerin, als sie noch während des Studiums zusammen mit dem Heyne Verlag die Reihe Stichwort entwickelte und neun Jahre lang bis zu deren Einstellung 1999 betreute. Ein breites Themenspektrum von Religion über Politik, Psychologie, Gesundheit bis hin zur Wirtschaft wurde mit den einzelnen Titeln abgedeckt. Als Proske ihr Unternehmen gründete, konnte sie auf die zuvor gesammelte Erfahrung zurückgreifen und setzte ihre Arbeit somit in gewisser Weise fort - nun allerdings ganz auf eigenes Risiko. Die Agentur reagiert flexibel und vor allen Dingen schnell auf Markttrends. Ein Beispiel: Ein Buch über Osama Bin Laden, das zwar schon längere Zeit geplant, aber noch nicht realisiert war, kam aufgrund der Ereignisse des 11. September 2001 innerhalb einer Woche auf den Markt - "Osama bin Laden und der internationale Terrorismus" von Michael Pohly und Khalid Duran mit einem Vorwort von Rolf Tophoven erschien im Ullstein Verlag. Proske hat Branchentrends während der vergangenen Jahre aufmerksam verfolgt: Titel zu politischen Themen wurden abgelöst von Büchern rund um Gesundheit und Lebenshilfe, heute stünden Wirtschaftsthemen im Mittelpunkt des Interesses. In Zukunft, so prognostiziert Proske, wird die moralische und ethische Diskussion vor allem über die politische und wirtschaftliche Verfasstheit unserer Gesellschaft den Markt beherrschen. Die besondere Begabung der 39-Jährigen ist ihr Gespür für Trends. Nicht immer jedoch kann sie ihre Ideen auch realisieren. Seit mehr als zwei Jahren bietet sie zum Beispiel das Thema "Die Geliebte" verschiedenen Verlagen an - bisher ohne Erfolg. Proske versteht das Medium Buch durchaus auch als Marketinginstrument, um eine interessante Unternehmerpersönlichkeit, eine Firma oder ein Produkt einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Eine der Erfolgsstorys auf diesem Gebiet verbindet sich mit dem Buch "Sissi-Syndrom". Die Geschichte: Eine Arzneimittelfirma will ein neues Medikament für eine kaum bekannte psychische Erkrankung namens Serotonin-Dysbalance auf dem Medizinmarkt etablieren. Proske: "Dabei muss man sozusagen vom Produkt wegdenken und das allgemeine Interesse wecken." Sie sucht und findet den Knaur-Verlag, der ein Buch über diese verhängnisvolle Mischung aus Depression und Überaktivität, die Möglichkeit der Früherkennung und die verschiedenen Therapieformen samt vorhandener Medikamente verlegen und in den Handel bringen will. Zunächst wird der Krankheit ein neuer, flotter, eingängiger Name verpasst: "Sissi-Syndrom". Als kompetente Autorin wird die Ärztin Barbara Voll verpflichtet. Beim Erscheinen des Buchs startet Proske obendrein eine PR-Aktion, denn auch das gehört zu den Leistungen, die sie anbietet. 30 000 Exemplare des Werks verteilt die Arzneimittelfirma an Fachärzte. Wie unabhängig aber sind Autoren bei derartigen Auftragsarbeiten? Proske erklärt, noch ehe die Frage gestellt ist: "Die Firma, die will, dass wir ein Buch für sie machen, hat keinen Einfluss auf dessen Inhalt. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass sie die bestellten Exemplare nicht abnimmt." Auch damit könnte Proske zur Not leben, denn: "In den Handel kommt das Buch trotzdem." Im Fall von "Sissi-Syndrom" zum Beispiel wussten weder die Autorin noch die Lektoren, wer der Auftraggeber ist. Internet-Content - das Schlagwort bezeichnet ein weiteres Feld, auf dem Proske sich umtut. Momentan erstellt die Ariadne-Buchkonzeption einen Rechtsratgeber für Arbeitgeber mit 600 Fragen und Antworten, der ab März online stehen soll. Auftraggeber ist die Buchhandlung Steiner in Idstein, die damit ihre juristische Kompetenz unter Beweis stellen will. "Das Internet steht für Aktualität und Schnelligkeit", kommentiert Proske die Bedeutung des neuen Mediums. Auch über Serien-Drehbücher für das Fernsehen und das entsprechende Buch zur Serie denkt Proske nach. Seit 1999 ist sie Dozentin für Buchwissenschaften an der Ludwig-Maximilian- Universität München. Wen wundert es, dass sie gemeinsam mit ihren Studenten ein Buch entwickelt hat: "Mit gutem Gewissen zum großen Geld". Ihr Ideenreichtum und ihre Energie scheinen unerschöpflich. "Dass die Arbeit spannend bleibt", wünscht sich die verheiratete Agenturchefin aus Wasserburg am Inn für die Zukunft. Dass sie dabei bislang den Faden nicht verloren hat, beweist ihr wachsender Erfolg.
[Kompletten Artikel lesen]Erst der Markt, dann der Autor: Christine Proske kalkuliert hart
Marktfähig. Das ist das entscheidende Wort. Osama bin Laden zum Beispiel ist marktfähig. Marktanalytisch gesehen, wäre es vermutlich besser, er würde noch lange verschwunden bleiben, ein Phantom. "Ein Buch ist auch ein Produkt", sagt Christine Proske, Chefin der Münchner Literaturagentur Ariadne, die die erste bin Laden-Biografie nach dem Anschlag von New York pünktlich zur Buchmesse auf den Markt brachte. Noch während das Fernsehen den Fall des World Trade Centers zeigte, beschloss die 39-Jährige, aus einem fast fertigen Buch über islamischen Terrorismus ein Kapitel herauszunehmen und zur Biografie über bin Laden umzugestalten. "Wie fokussieren wir das?" war die Frage, die sie mit dem Verlag Ullstein klären musste: natürlich der Mann mit dem Bart. Das Buch von Michael Pohly und Khalid Duran ist zum Bestseller geworden, ein Bestseller auf Bestellung. Auch das Nachfolgeprojekt "Die Taliban und die Zukunft Afghanistans" des Autorenpaars Pohly/Duran ist bereits zwei Wochen vor Weihnachten ausgeliefert worden. Zuerst kommt das Thema, dann er Autor. Die Konkurrenzanalyse, eine Argumentationshilfe für die Verlagsvertreter und eine Einschätzung des Buches werden mitgeliefert. Nicht mehr der Autor sucht den Markt, sondern umgekehrt. Dafür arbeiten sieben Angestellte, 20 freie Mitarbeiter. Proske arbeitet mit 200 Autoren zusammen, kann schnell zu jedem Thema den passenden Experten finden. Und dieser muss massentauglich sein. "Wir haben den Markt schon vorher sondiert, ehe ein Autor nur eine Zeile schreibt", sagt Proske. "Nur so kann man eine hohe Auflage garantieren. Gleichzeitig bewahren wir Autoren davor, ein halbes Jahr an einem Thema zu arbeiten, das dann kein Verlag will." Dies klingt alles wie Kalkül. Proske steckt sich klare Grenzen: Belletristik hat ihre Agentur nicht im Angebot, "sonst hätte ich abends keinen Spaß mehr, einen Krimi zu lesen". Schwerpunkte sind Themen aus den Bereichen Wirtschaft, Gesundheit und Lebenshilfe. Politik sei wieder im Trend. Manchmal klingt das alles wie auf einem lauten Basar voller Themenhändler, auf dem jeder möglichst charmant und überzeugend seine Ware feilbietet. Ob Allah oder Alterversorgung, Kurse oder Kinder: Hier regiert der Markt. Und der fordert Schnelligkeit. "Schnellschuss" nennt man den Extremfall in der Branche. "Da werden die Autoren Tag und Nacht künstlich beatmet", sagt Christine Proske. Ein Scherz. Natürlich. Denn eigentlich gehe es ihr um etwas anderes: "Ich möchte zeigen, dass das Buch ein schnelles Medium sein kann." Auf Partys habe sie immer Schwierigkeiten zu erklären, was sie denn eigentlich mache. Bücher, gut. "Wir sind Themenagenten", sagt Christine Proske. Es klingt, als wolle sie sich abgrenzen. Jede Agentur braucht ihr spezielles Image. Ariadne Buchkonzept steht im harten Wettbewerb für Komplettservice: Die Agentur ist Trendscout, Konzeptmacher und Lektorat in einem. Die Verlage erhalten das druckfertige Produkt. Sie können und wollen sich keine riskanten Produkte leisten. Christine Proske erzählt von einer anderen Entscheidung, die sie vor dem Fernseher getroffen habe. Am Morgen, nachdem Lady Di und Dodi al-Fayed verunglückt waren. Als Proske die Bilder sah, sei der erste Reflex gewesen: Da muss man eine Biografie machen. Sofort alle Mitarbeiter zusammentrommeln, Konzept, Autor, das übliche Schema. Doch dann wollte sie nicht das Schicksal von Lady Di ausnutzen. "Mit einem persönlichen Unglück will ich kein Geld verdienen", sagt Proske, "mit einem politischen Ereignis schon." Jeder Markt hat seine Grenze.
[Kompletten Artikel lesen]Wie eine Münchner Sachbuch-Agentur die Biografie "Osama bin Laden" zum Bestseller machte
Die Frau zieht die Fäden zwischen Verlagen, Lektoren und Autoren - der Name ihrer Agentur ist Programm: Ariadne Buch. Der jüngste Coup der Jungunternehmerin Christine Proske ist die Biografie zu "Osama bin Laden" (Ullstein). Die Bilanz von 160 000 verkauften Exemplaren innerhalb der ersten drei Wochen kann sich sehen lassen. Das Buch war der Messe-Bestseller in Frankfurt. Übernächste Woche erscheint die Fortsetzung zum Bin-Laden-Buch: "Die Taliban und die Zukunft Afghanistans". Proske hatte das Thema schon vor einem halben Jahr verschiedenen Verlagen angeboten. Damals wollte es niemand haben, bis der Ullstein Verlag im August anbiss. Die Agentur nimmt den überlasteten Verlagslektoren in der Planungs- und Realisierungsphase viel Arbeit ab. "Diesen Service - Themen vorschlagen, die Autoren suchen, das Konzept erarbeiten und die gesamte Produktion abwickeln - gibt es sonst kaum", sagt die 39-Jährige. Bequem für die Verlage, die immer mehr Lektorenstellen streichen, um Kosten zu sparen. Proske sieht ihre Agentur als Trendsetter. Ein angesagtes Thema aufspüren ist ihre Leidenschaft. "Das hat viel mit Feeling und Marktbeobachtung zu tun", verrät sie. Dass sie in der Öffentlichkeit fast unbekannt ist, stört sie nicht: "Innerhalb der Branche sind wir sehr bekannt und anerkannt, das genügt mir." Das Unternehmen feiert gerade sein zehnjähriges Jubiläum, es hat mit vier Mitarbeitern letztes Jahr einen Jahresumsatz von einer knappen Million gemacht. Gerade ist die Crew, die nur aus Frauen besteht, um zwei Personen aufgestockt worden. Das Betriebsklima ist familiär in den vier Büroräumen in der Münchner Rumfordstraße. Gemeinsames Mittagessen in der Küche gehört auch dazu. Die Lektorinnen bringen 60 bis 70 Neuerscheinungen im Jahr heraus, zu allen wichtigen gesellschaftlichen Themen wie Gesundheit, Politik, Religion, Psychologie oder Wirtschaft. Über 200 Fachautoren umfasst die Kartei.
Verona Feldbusch und der Elchtest Nach dem Terroranschlag aktualisierten die Bin-Laden-Autoren ihre Texte kurzfristig. Ähnlich wie bei einem Schnellschuss, der in weniger als drei Monaten entsteht. Anlass für Schnellschüsse, die Verlage immer mal wieder machen, sind überraschende politische Ereignisse, Krankheitsentwicklungen oder Trends. Beispiele aus der Ariadne-Agentur: ein Schröder-Buch zur Bundestagswahl, "Wie werde ich wie Verona Feldbusch?" oder "Das ultimative Elchtest-Buch". Der Erfolg hängt vom Anhalten des jeweiligen Trends ab. Christine Proske glaubt an die Zukunft des Sachbuches. Und die Statistiken bestätigen sie: Laut einer Umfrage des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels lesen 47 Prozent der Leser Bücher zur Informations- und Weiterbildung. Und eine Studie der Stiftung Lesen belegt, dass auch das Internet nicht in Konkurrenz zum Buch steht: Internet-Nutzer lesen demnach dreimal so viele Fach- und Sachbücher wie Nichtnutzer.
[Kompletten Artikel lesen]Auf das Thema kommt es an: Wie "Ariadne" in München Bücher macht
Die neuen Medien werden das Buch nicht ersetzen oder verdrängen, sondern sinnvoll ergänzen." Eine Absichtserklärung, keine Kampfansage. Das Credo von Christine Proske, Chefin der Ariadne-Buch in der Münchner Rumfordstraße. Seit geraumer Zeit dreht sich hier alles ums Buch und um "Synergieeffekte". Vor zehn Jahren fing Proske als one-woman-Firma an, ein Jahr später leistete sie sich die erste Mitarbeiterin. Heute beschäftigt sie sieben Angestellte - alles Frauen -, 20 freie Mitarbeiter und arbeitet mit mehr als 200 Autoren zusammen. Der Erfolg gründet auf einer Idee, die in Deutschland nahezu einmalig ist: Die Agentur bietet ausgesuchten Verlagen innovative Sachbuch-Themen und einen Rundum-Service an: Von der Themenfindung über die Suche und Betreuung der Autoren und Grafiker bis hin zur Druckvorlage. Das ist nicht nur ein Unterschied, es ist das genaue Gegenteil des "herkömmlichen" Wegs im Buch-Geschäft, wo Autoren sich direkt Verlagen andienen. "Ein Autor hat ein Sendungsbewusstsein, möchte sein Thema an den Mann bringen", sagt Christine Proske. "Wir hingegen haben den Markt bereits sondiert und können so eine hohe Auflage garantieren." 400 Titel bei 30 deutschen Verlagen sind so seitdem entstanden. Ihre berufliche Basis schuf sich die Unternehmerin, als sie bereits während des Studiums zusammen mit dem Heyne-Verlag die Reihe "Stichwort" entwickelte, selbst verfasste und neun Jahre lang betreute. Diese Tätigkeit weitete sie Schritt für Schritt aus. Als die Verlage auf breiter Ebene fusionierten, konnte Proske rechtzeitig gegensteuern, indem sie ihren Kundenkreis erweiterte. Und: Die Agentur reagiert äußerst flexibel und vor allen Dingen schnell auf Markttrends. Jüngstes Beispiel: Ein Buch über den meist gesuchten Terroristen der Welt, Osama bin Laden. Es war bereits vor den Anschlägen vom 11. September geplant, auch die Autoren standen schon unter Vertrag. "Aufgrund der aktuellen Ereignisse", so Proske, habe man das Buch dann innerhalb einer Woche realisiert. Allgemein hat sich bei "Ariadne" das Schwergewicht von den politischen Themen, die anfänglich die Sachbuch-Bestsellerlisten anführten, in Richtung Gesundheit und Lebenshilfe verschoben. Heute stehen Wirtschaftsthemen im Mittelpunkt des Interesses. In Zukunft, so prognostiziert Proske, wird die moralische und ethische Diskussion den Markt anführen. Die besondere Begabung der 39jährigen ist ihr treffsicheres Gespür für Trends. Nicht immer kann sie das allerdings in die Tat umsetzen. Seit zwei Jahren bietet sie zum Beispiel das Thema "die Geliebte" verschiedenen Verlagen an - ohne Erfolg. Wie aktuell es ist, beweist nicht allein die Affäre Scharping. Proske versteht das Medium Buch durchaus auch als Marketinginstrument. Eine interessante Unternehmerpersönlichkeit oder eine Firma können so einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Eine der Erfolgsstorys: "Das Sissi-Syndrom". Die Basis: Ein neues Medikament und eine kaum bekannte, psychische Erkrankung. Das Rezept: Zunächst ein neuer, flotter Name für die Krankheit. Dann eine Ärztin als Autorin, die diese verhängnisvolle Mischung aus Depression und Überaktivität, die Möglichkeiten der Früherkennung und die verschiedenen Therapieformen samt vorhandener Medikamente - wohl gemerkt aller auf dem Markt erhältlichen - kompetent beschreiben kann. Schließlich ein renommierter Verlag, der das Buch in den Handel bringt. Fehlt noch eine erfolgreiche PR-Aktion. 30 000 Exemplare des Buches verteilt der Kunde an Fachärzte. Die Frage nach der Objektivität beantwortet Proske, noch ehe sie gestellt ist: "Die Firma hat keinen Einfluss. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass sie ihre Bestellung nicht abnimmt. In den Handel kommt das Buch trotzdem." Internet-Content lautet ein weiteres Schlagwort. Momentan erstellt die Ariadne-Buch einen Rechtsratgeber für Arbeitgeber mit 600 Fragen und Antworten. Auftraggeber ist eine Buchhandlung, die damit ihre juristische Kompetenz unter Beweis stellen will. Dieses Tätigkeitsfeld will Proske in Zukunft ausweiten, denn: "Das Internet steht für Aktualität und Schnelligkeit." Und wieder gibt es eine Verbindung zum Buch. Denn die beste Website nützt nichts, wenn sie nicht bekannt ist. Hier kann das Buch zum Content Abhilfe schaffen. Auch über Serien-Drehbücher für das Fernsehen und das entsprechende Buch zur Serie denkt Proske schon mal nach. Ganz nebenbei ist sie Dozentin für Buchwissenschaften an der Uni München. Wen wundert´s, dass sie auch gemeinsam mit ihren Studenten ein Buch entwickelt hat. Ihr Ideenreichtum und ihre Energie scheinen unerschöpflich. "Dass die Arbeit spannend bleibt." wünscht sich die verheiratete Agenturchefin aus Wasserburg am Inn für die Zukunft. Dass sie dabei nie den Faden verliert, beweist ihr kontinuierlicher Erfolg.
[Kompletten Artikel lesen][Ariadne-Buch] ist Partnerin für internationale Autor:innen, Verlage und Filmproduktionen. Die Agentur konzipiert und realisiert Bestseller im Bereich Sachbuch und Biografien. Ihre Geschäftsräume befinden sich in der Baaderstraße 27 in 80469 München. Die Geschäftsführerin Christine Proske gründete das Unternehmen 1991 und hat seither ein weltweites Netzwerk geknüpft. Zu erreichen ist die Agentur unter Telefon +49 (0) 89 / 444 490 - 0 oder E-Mail info@ariadne-buch.de.