"Greif nach den Sternen, Schwester!": Mein Kampf gegen die Taliban 

Die Schwestern Latifa und Latiluma haben das Unmögliche geschafft: In den 1980er Jahren wurden sie die ersten weiblichen Kampfpilotinnen Afghanistans und bahnten sich damit ihren Weg durch die überwältigenden Kräfte des Sexismus. Trotz des Widerstands der Militärführung drangen sie in die ausschließlich männliche Domäne der Luftwaffe ein. Als junge Pilotinnen erlebten sie den Rückzug der Sowjets und kämpften in Hubschraubern gegen die Mudschaheddin. Nachdem die Taliban eine Todesdrohung gegen sie ausgesprochen hatten, flohen sie aus dem Land. In Burkas verkleidet kehrten sie als verdeckte UN-Agenten zurück und infiltrierten das steinzeitliche Reich der Islamisten. Nachdem die Amerikaner die Taliban besiegt hatten, wurden die Schwestern mit offenen Armen als Pilotinnen wieder eingestellt. Latifa floh in die USA, hielt Vorlesungen an Universitäten und staunte über die Schönheit dieses Landes.

So fortschrittlich die beiden in ihrem Berufsleben sind, privat sind sie gezwungen, sich an die Zwänge der patriarchalischen Gesellschaft zu halten. Sie gehen eine arrangierte Ehe ein und werden bald schwanger. Beide bekommen Töchter, aber nur Latifa überlebt die Geburt; Lailuma stirbt. Aus finanziellen Gründen kehrt Latifa kurz nach der Geburt in ihren Beruf als Kampfpilotin zurück. Da sie nicht weiß, wohin mit ihrer Tochter, beschließt sie kurzerhand, ihr ein Bett auf dem Rücksitz des Hubschraubers zu bauen. Sechs Jahre lang begleitet das Kind seine Mutter auf allen Missionen für die ISAF. Ihre Kindheit verbringt sie über den Wolken – angesichts der Situation für Frauen am Boden vielleicht nicht das schlechteste Szenario.

Update:

Als die Taliban 2015 mehrere Anschläge auf Latifa verübten, floh sie über Pakistan nach Österreich, wo sie bis heute lebt.